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David vs. Goliath - Einmal Millionär und zurück

Microsoft versteht bekanntlich wenig Spaß, wenn es ums Urheberrecht geht. Das bekam der 17-jährige Kanadier Mike Rowe kürzlich am eigenen Leib zu spüren. Der US-Konzernriese hatte den Schüler, der nebenbei als Webdesigner arbeitet, in einen recht bizarren Namensstreit verwickelt. Ursache war die Webadresse des findigen Kanadiers. Die lautete www.mikerowesoft.com und gleicht in ihrer Aussprache der Adresse des US-amerikanischen Softwarekonzerns.

Es war einmal...
... ein Schüler namens Mike Rowe, der hatte sich für seine kleine Webdesignfirma einen "coolen" Namen ausgedacht. Er nannte sie "Mikerowesoft" und ließ sich im August letzten Mike RoweJahres eine gleichnamige .com-Domain registrieren. Im Internet war er nunmehr unter www.mikerowesoft.com zu erreichen. Es dauerte gut drei Monate, bis sich der clevere Name auch bis zu Software-Goliath Microsoft herumgesprochen hatte. Im November 2003 flatterte dem jungen Mann aus dem kanadischen Städtchen Langford ein Anwaltsschreiben aus dem fernen Redmond ins Haus. Der Schüler solle die Adresse seiner Webseite schleunigst aufgeben und die Domain Microsoft überschreiben, hieß es in der Email streng. Als Begründung wurde Verletzung des Namensrechts genannt. Mike Rowe stellte sich stur und verlangte von Microsoft für die Aufgabe der Domain eine Entschädigung.

Zehn Dollar Aufwandsentschädigung
Die Antwort der Redmonder Anwälte ließ nicht lange auf sich warten. Überaus kulant bot der finanzkräftige Weltkonzern eine "großzügige" Aufwandsentschädigung an, Höhe: zehn Dollar. Dieses Angebot erschien dem Schüler doch ein wenig knauserig, und so hängte er in seinem Antwortschreiben patzig an die 10 gebotenen Dollar noch drei weitere Nullen dran. "Ich bin allerdings nie davon ausgegangen, dass ich überhaupt etwas bekommen würde", erzählte er gegenüber der kanadischen Tageszeitung Vancouver Province.

Microsoft wittert Nötigung
Wenn's ums liebe Geld geht, versteht Microsoft bekanntlich wenig Spaß. Firmen-Sprecher Jim Desler witterte öffentlich gleich "Nötigung" und verdächtigte den Schüler, er versuche möglichst viel Geld aus dem Konflikt herauszuschlagen. In der Sache vertrat Desler die Meinung, die phonetisch gleich klingenden Domainnamen microsoft.com und mikerowesoft.com würden die Kunden des Softwarekonzerns verwirren. Das mache keinen Sinn, gab der Schüler prompt zurück. Denn Microsoft betreibe im Gegensatz zu ihm überhaupt kein Webdesign.

Microsoft geht in die Defensive
Mittlerweile war der Streitfall in die Öffentlichkeit geraten. Die Medien griffen diese Story gerne auf, und langsam dämmerte es auch dem Weltkonzern, dass man auf dem besten Wege war, sich öffentlich lächerlich zu machen. "Wir nehmen alles, was unser Markenrecht berührt, sehr wichtig", erklärte ein Microsoft-Sprecher am 20. Januar der Nachrichtenagentur Reuters und fügte reichlich kleinlaut hinzu: "Aber diesen Fall haben wir möglicherweise zu ernst genommen."

Für eine Hand voll Dollar?
Ob zu ernst genommen oder einfach nur überreagiert - Microsoft jedenfalls signalisierte dem jungen Webdesigner und der gespannten Öffentlichkeit, dass man die Sache aus der Welt schaffen wollte, ohne noch mehr Staub aufzuwirbeln. "Wir erkennen an, dass Mike Rowe ein Jungunternehmer ist, der sich einen kreativen Domainnamen hat einfallen lassen", hieß es wenig später aus dem Hause Microsoft. "Deshalb versuchen wir derzeit, das Problem in einer Art und Weise zu lösen, die ihn fair behandelt und unsere markenrechtlichen Verpflichtungen angemessen in Betracht zieht."
Wer meint, die Microsoft-Verantwortlichen hätten anschließend großzügig in ihre Portokasse gegriffen und mehr als eine Handvoll Dollar herausgefischt, der glaubt - mit Verlaub gesagt - an Märchen. Es dauerte nämlich nicht mehr lange, bis eine neue Meldung durch die Presse tickerte: "Microsoft einigt sich mit Mike Rowe - Streit um Webadresse beigelegt".

Trostpflastergeschenke von Microsoft
Öffentlichkeitswirksam bedauerte Microsoft zutiefst, dass die ersten Maßnahmen gegen Nachwuchswebdesigner Rowe zu "unpersönlich" gewesen seien. Nun habe man sich geeinigt. Microsoft erhalte die Internetdomain www.mikerowesoft.com. Im Gegenzug helfe der Redmonder Weltkonzern dem jungen Kanadier dabei, seine neue Internetheimat www.mikeroweforums.com einzurichten. Darüber hinaus regnete es Trostpflastergeschenke: eine Xbox, Web-Entwicklertools und eine Einladung, nein, nicht ins Disneyland, sondern zur nächsten Technikkonferenz nach Redmond.
So speist man einen Schüler ohne guten Anwalt ab, meinte mancher, der die Geschichte David vs. Goliath bis hierhin mitverfolgt hatte. Doch der gewitzte Mike Rowe hatte noch einen Trumpf im Ärmel…

Es war einmal…
… ein junger Webdesign-David, der gegen den finanzkräftigen Software-Goliath nie auch nur den leisesten Hauch einer Chance gehabt hatte. Was blieb ihm anderes übrig, als zu einer List zu greifen, um am Ende doch noch als Gewinner dazustehen? Mike Rowe beriet sich mit Freunden und Bekannten, und eine Idee ward geboren: Rowe dokumentierte den gesamten Schriftwechsel mit Microsoft, erstellte flugs eine Dokumentation über ähnliche Fälle, illustrierte alles mit Bildern betroffener Webseiten, ließ die gesammelten Unterlagen zu einem zentimeterdicken Buch binden - und versteigerte seine Dokumentation bei eBay.

Virtuelle eBay-Millionen
"Dies ist Ihre Chance, ein Stück Internetgeschichte zu erwerben", pries der junge Webdesigner seine gebundene Materialsammlung an - und das Ergebnis übertraf zunächst alle Erwartungen: Die Medien griffen den Fall noch einmal auf, und die Besucherzahlen auf Mike Rowes eBay-Angebotsseite überschlugen sich ebenso wie die Gebote. 500 Dollar war der Startpreis. Daraus wurden in nur wenigen Tagen astronomische 12 Millionen Dollar. Mike Rowe, vom "armen" Webdesigner urplötzlich zum virtuellen eBay-Millionär aufgestiegen, behielt einen kühlen Kopf. Er prüfte die Gebote und stellte fest, dass seine Internetauktion Betrüger gleich scharenweise angezogen hatte. Die meisten Gebote für sein bescheidenes Stückchen "Internetgeschichte" erwiesen sich als Fakes.
Mike Rowe zog die Notbremse, warf die Betrüger aus seiner Bieterliste samt und sonders raus und begann wieder von vorn beim Startpreis von 500 Dollar. Das Medieninteresse hatte mittlerweile spürbar nachgelassen, und mit ihm die Besucher- und die Bieterzahlen auf Mike Rowes eBay-Seite. Am Ende ging der Zuschlag an einen Bieter aus Austin, Texas. Der darf sich jetzt Mike Rowes Stückchen Internetgeschichte in seine Wohnzimmerglasvitrine stellen - für 1.037 Dollar.
eBay-Schnappschusss


06.02.2004
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