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08. Juli 2005:

Urteil in Sachen Sasser

Das Landgericht Verden hat heute das Urteil im so genannten Sasser-Wurm-Prozess gesprochen. Der Angeklagte Sven J. wurde der Datenveränderung in vier Fällen sowie der Computersabotage in drei Fällen schuldig gesprochen und zu einer Jugendstrafe von einem Jahr und neun Monaten sowie zur Ableistung von dreißig Stunden gemeinnütziger Arbeit verurteilt. Die Strafe wird auf drei Jahre zur Bewährung ausgesetzt. Damit endet ein Strafprozess, der in deutschen und internationalen Medien für drei Tage erheblich Staub aufgewirbelt hat. Das mediale Strohfeuer wird verglimmen, während Varianten des NetSky-Wurms auch weiterhin durchs Netz der Netze geistern – vermutlich als letzte ihrer Art. Denn NetSky und Sasser gehören zur aussterbenden Sorte der „gut gemeinten“ Schadprogramme.

Mit einem blauen Auge davon gekommen
Sven J. ist mit einem blauen Auge davongekommen. Angesichts der Schäden, die er im letzten Jahr mit seinen beiden Schadprogrammen NetSky und Sasser auf Computersystemen weltweit angerichtet hatte, nimmt sich die Strafe relativ bescheiden aus. Das Landgericht Verden befand ihn in alle Anklagepunkten für schuldig und verurteilte ihn zu einer Jugendstrafe von einem Jahr und neun Monaten, die zur Bewährung ausgesetzt wird. Daneben muss er dreißig Stunden gemeinnützige Arbeit in einem Altenheim oder Krankenhaus ableisten. Die Verfahrenskosten trägt der Staat.

Schadensersatz hält sich in engen Grenzen
Auch die zivilgerichtlichen Klagen auf Schadensersatz, die bisher eingereicht worden waren, gingen für Sven J. offenbar glimpflicher als erwartet aus. Die meisten Unternehmen, die durch den Sasser-Wurm finanzielle Einbußen erlitten hatten, verzichteten auf eine Klage. Ursache mag zum einen sein, dass die Vollstreckung einer solchen Klage sowieso aussichtslos wäre, weil Sven J. schlicht und ergreifend kein Geld hat. Doch die meisten Unternehmen verzichteten bisher auf ihre zivilrechtlichen Ansprüche, weil sie es aus Angst vor Imageschäden offenbar ablehnten, im Zivilprozess ihre unternehmensinternen „Sicherheitskarten“ offen auf den Tisch zu legen. Die bisher abgeschlossenen Schadensersatzprozesse endeten mit Vergleichen, in denen sich die Beteiligten auf Summen unter 1000 Euro einigten. Zwar könnten Geschädigte ihre Klagen theoretisch noch bis zum Jahre 2007 in Abhängigkeit von der Schadenshöhe beim Amts- bzw. Landgericht Verden einreichen. Es steht jedoch zu erwarten, dass Sven J. finanziell das Gröbste überstanden hat. Den Rest kann er möglicherweise mit dem Honorar bezahlen, dass ihm die Illustrierte Stern für die Exklusivrechte an seiner Geschichte gleich nach seiner Verhaftung gezahlt haben mag.

Der gute Superman gegen Bösewicht Lex Luthor
In seiner Urteilsbegründung ging das Landgericht Verden davon aus, dass beim Angeklagten eine „innere Neigung zu Straftaten“ nicht mehr vorliege. Sven J. wurde zu Gute gehalten, „dass sich in seinem Handeln ein jugendtypisches und insbesondere nicht auf kommerzielle Ziele ausgerichteten Verhalten gezeigt“ habe. Das Gericht hat mit dieser eher beiläufigen Feststellung exakt den Kern getroffen. Sven J. gehörte ohne Zweifel zu jener Sorte Wurm- und Virenschreiber, die tatsächlich keine finanziellen oder bewusst kriminellen Absichten verfolgten. Im Gegenteil kann man Sven J. als einen naiven, jugendlichen Überzeugungstäter mit einer gehörigen Superman-Romantik einstufen, der sich mit seinen Wurmprogrammen auf der „guten“ Seite wähnte. Auf der anderen, der bösen Seite standen jene erwachsenen Bösewichte vom Schlage eines „Lex Luthor“, die ihre Wurmprogramme Bagle und MyDoom mit dezidiert kriminellen Absichten im Netz verbreiteten. NetSky, die Super-Polizei im Netz, hatte die Aufgabe, eben jene Systemhintertüren zu schließen, die die bösen Würmer weit aufgerissen hatten.

Hausgemachtes Kryptonit
Ein Superman mag es nicht beim Kampf mit bösen Würmern belassen, er muss das Übel bei an Wurzeln packen. Mit Sasser nahm der selbst ernannte Cyber-Held das Superböse in Gestalt von Softwarekonzern Microsoft ins Visier. Sasser sollte allen Windows-Nutzern plastisch vor Augen führen, wie gefährlich und anfällig Windowsbetriebssysteme damals waren und heute trotz Service Pack 2 und Tausend Patches größtenteils noch immer sind – ob die Nutzer es denn wissen wollten oder nicht. Die Sasser-Aktion hätte für Sven J. trotzdem völlig unbeschadet zu Ende gehen können. Doch was der Online-Superman vergaß: Sein Comic-Alter-Ego hat eine Schwäche namens Kryptonit. Das Kryptonit, dem Superwurmverfasser Sven J. schließlich zum Opfer fiel, stammte nicht vom Planeten Krypton, sondern war hausgemacht: Sven J. hatte schlichtweg keine Ahnung, wie man einen Computerwurm so programmiert, dass er in befallenen PCs keinen Schaden anrichtet. Die erste Sasser-Variante ließ befallene PCs immer wieder abstürzen, und Sven J. war nicht in der Lage, diesen Programmfehler in den Nachfolgevarianten zu beheben. Exakt diese ungewollten Betriebssystemabstürze aber waren es, die weltweit zu Schäden in Millionenhöhe führten.

IT-Söldner auf dem Vormarsch
Die professionellen Schadprogrammschreiber von heute mögen über so viel Naivität und Dummheit grinsen. Sie verfolgen mit ihren Schadprogrammen längst andere, kriminelle Ziele. Die Szene hat sich gewandelt. Der naive Weltverbesserer ist auf dem Rückzug. Es mag ihn immer noch geben – ebenso übrigens wie die sportiven Skript-Kiddies, die ihre Schadprogramme aus sportlichem Ehrgeiz in die freie Wildbahn des Internet entlassen. Doch den Ton bestimmen heute völlig andere Kreise. Die Wurm- und Virenschreiberszene ist professionell und kriminell geworden, seit man gemerkt hat, dass sich mit Viren, Würmern und Trojanern gut Geld verdienen lässt. Die romantischen Cyberweltverbesserer sterben aus. Sie werden abgelöst von jener Spezies, die sich als IT-Söldner gut umschreiben lässt: Versierte Schadprogrammschreiber wie der in London mit deutschem Pass lebende Michael H. Der Computerfachmann verkaufte seine Spionageprogramme für gutes Geld vorrangig offenbar nach Israel und löste dort einen der größten Fälle von Industriespionage aus, die das Land bisher erlebte.

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© Alfred Krüger http://www.akrue.de/